Zwischen dem Selbstwertgefühl und der Familienrolle besteht ein enger Zusammenhang. Je nachdem, welche Rolle man in seiner Familie innehatte, hatte das massive Auswirkungen darauf, für wie wertvoll man sich bis heute (größtenteils unbewusst) hält.
Wie die Familienrolle und der Selbstwert zusammenhängen und warum es sich lohnt, an seinem Selbstwertgefühl zu arbeiten, erfahren Sie im heutigen Beitrag.
Da im allgemeinen Sprachgebrauch die beiden Begriffe Selbstwert und Selbstwertgefühl synonym gebraucht werden, möchte ich kurz unterstreichen, dass das Selbstwertgefühl das subjektive Gefühl dessen ist, was man wert zu sein glaubt.
Korrekterweise müsste man daher vom Selbstwertgefühl sprechen, denn der Wert eines jeden Menschen ist gleich: Jeder Mensch ist gleich viel wert – keiner weniger oder mehr als der andere.
Familie als solche, aber auch die darin eingenommene bzw. zugewiesene Rolle innerhalb einer Familie, hat einen großen Einfluss darauf, mit welchem Selbstwertgefühl ein Kind heranwächst.
Dabei muss es keineswegs eine dysfunktionale Rolle sein – es kann sich dabei auch um bestimmte elterliche Erwartungen an das Kind handeln, die seinen gefühlten Selbstwert beeinflussen.
So werden beispielsweise bereits an Jungen und Mädchen unterschiedliche Erwartungen herangetragen: Mädchen sollen „brav sein“, werden öfter in den Haushalt eingebunden und werden häufig in die Rolle der Kümmernden gedrängt, insbesondere dann, wenn Geschwister vorhanden sind.
Jungen hingegen sollen „tapfer sein“, ihre Emotionen verbergen und/oder mit sich selbst ausmachen sowie unabhängig(er) sein – oder als große Brüder besonders auf ihre kleinere Schwester „aufpassen“.
Da das Kind sich angepasst und unauffällig verhält, in der Regel das tut, was ihm aufgetragen wird und sich stets darum bemüht, niemandem zur Last zu fallen, entsteht bei den Eltern der Eindruck, ein „pflegeleichtes“ oder „wohlgeratenes“ Kind zu haben.
Nur allzu oft resultiert das brave bzw. folgsame Verhalten jedoch daraus, dass das Kind von seinen Bezugspersonen in die Rolle des gehorsamen, vernünftigen Kindes hineingedrängt wurde.
Doch nicht nur die angepassten Kinder sind davon betroffen. Es betrifft auch jene Kinder, die auf den ersten Blick das Familiengefüge zu sprengen drohen, wiederholt Konflikte heraufbeschwören oder Themen ansprechen, die vermeintlich zum Wohle aller unausgesprochen bleiben sollten.
Wenn Sie unter einem geringen Selbstwertgefühl leiden, haben Sie sicherlich schon vieles unternommen, um Ihr Selbstwertgefühl zu steigern. Gerade in der Selbsthilfe-Literatur finden sich zahlreiche Anleitungen und Übungen, die das Selbstwertgefühl steigern sollen.
Leider ist es so, dass die Arbeit am eigenen Selbstwertgefühl oft viel Zeit erfordert. Gerade wenn einem Kind sehr früh vermittelt wurde, dass es weniger wert sei als die Eltern, Geschwister und/oder Cousinen bzw. Cousins, kann es sich um eine Lebensaufgabe handeln.
Das Selbstwertgefühl entsteht nicht im luftleeren Raum, sondern bildet sich in Beziehung mit anderen Menschen heraus.
Nicht nur die Erfahrung von eigener Kompetenz, sondern auch die Wertschätzung der eigenen Person durch sich selbst, aber eben auch durch unsere Mitmenschen tragen erheblich dazu bei, sich seines Wertes bewusst(er) zu werden.
Je stärker unser Selbstwertgefühl an unsere Fähigkeiten gekoppelt ist, desto verunsicherter werden wir häufig, wenn es um Zwischenmenschliches geht.
Fragen wie:
tauchen immer wieder insbesondere dann auf, wenn wir auf uns selbst zurückgeworfen werden. Wenn unklar ist, was andere von uns halten – oder auch, wenn wir uns in einer ambivalenten oder unsicheren Beziehung zu uns selbst befinden.
Niemand ist eine Insel, heißt es. Das bezieht sich auch auf das Selbstwertgefühl, dass von Beginn an in und durch die Beziehung zu anderen Menschen (in der Regel unseren Eltern) entstanden ist – und deshalb auch in Beziehung „geheilt“ bzw. „gestärkt“ werden sollte.
Schuld ist in diesem Zusammenhang ein schwieriger Begriff. Treffender wäre: Verantwortlich, denn die Verantwortung für das Wohlergehen eines Kindes liegt bei den Eltern bzw. Bezugspersonen.
Doch auch wenn die Eltern in der Regel zugleich auch die engsten Bezugspersonen darstellen, bedeutet das nicht, dass ihr Einfluss auf den subjektiven Selbstwert allumfassend und unumkehrbar ist.
Tatsächlich können bereits einzelne Personen, die wohlmeinend, wertschätzend und unterstützend waren, einen großen und entscheidenden Unterschied machen. Das können Lehrer:innen, Verwandte und/oder Freund:innen gewesen sein.
Vielleicht erinnern Sie sich an so jemanden in Ihrem Leben, dessen oder deren positiver Einfluss Sie nachhaltig geprägt hat?
Gerade, wenn es in Ihrer Vergangenheit niemanden gab, der Sie in der einen oder anderen Weise unterstützt hat, Sie wertschätzend behandelte und Ihnen vermittelte, dass Sie liebenswert seien, kann es notwendig sein, sich professionelle Unterstützung und Begleitung zu suchen.
Da das Selbstwertgefühl sich auf und in jedem Lebensbereich auswirkt, ist es umso wichtiger, es aufzubauen und zu fördern – es wirkt sich wie der Steinwurf in einen See aus, der Wellen schlägt:
Wie war Ihr Selbstwertgefühl in Ihrer frühen Kindheit ausgeprägt? Wie in Ihrer Jugend? Fühlten Sie sich als Kind gesehen? Durften Sie Bedürfnisse haben?
Wenn Sie bei diesem Prozess eine empathische Unterstützung benötigen, melden Sie sich gerne bei mir.
Weitere Kanäle, auf denen Sie regelmäßig neue Inhalte von mir finden, sind derzeit Facebook und Instagram.
© 2023 Romy Fischer
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