Schuldgefühle gegenüber den Eltern

Photo by Hanxiao on Unsplash
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Schuldgefühle

Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein. Nicht ohne Grund stehen Menschen ungerne in jemandes Schuld. Man spricht davon, seine Schulden zu begleichen, möchte keine Schuld auf sich laden oder von bestehender Schuld freigesprochen werden. Mit Schuldgefühlen, die in der Kindheit und Jugend entwickelt wurden, verhält es sich ähnlich. Sie sind hartnäckige Begleiter.

Schuldgefühle gegenüber den eigenen Eltern

Schuldgefühle gegenüber den eigenen Eltern sind oftmals ein Relikt aus der Kindheit. Sie treten häufig als Folge elterlicher Erziehungsmethoden auf, die dem Kind die Verantwortung für das elterliche Wohlergehen und deren körperlich-emotionale Verfassung im Allgemeinen aufbürden.

Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass sich aus Elternschaft der Anspruch auf Dankbarkeit und Wohlverhalten von seinen Kindern ableiten lässt. Dahinter steht häufig die Annahme eines vermeintlichen Generationenvertrags: Erwachsene bekommen Kinder, versorgen diese so lange, bis diese es selbst können und irgendwann einmal im Leben kommt der Zeitpunkt, an dem es sich umgekehrt verhält – die mittlerweile erwachsen gewordenen Kinder versorgen und unterstützen nun ihre alternden Eltern.

Die Vorstellung eines fairen Gebens und Nehmens, die über Generationen hinweg existierte und in den Köpfen vieler Menschen noch heute existiert. Und in der Zeit zwischen Geben und Nehmen werden außerdem jede Menge Schuldgefühle gesät, sowohl bewusst als auch unbewusst.

Schuldgefühle als Nebenprodukt

Dabei ist es eher selten der Fall, dass Eltern sich bewusst dazu entscheiden, ihre Kinder durch den Einsatz von Schuldgefühlen großzuziehen. Vielmehr übernehmen sie teils unreflektiert das Verhalten, das sie bereits kennen: Aus ihrer eigenen Kindheit und Jugend, aus der Beobachtung anderer – und zum Teil auch aus den Medien, wie etwa Filme oder Serien. Die darin gezeigten Verhaltensweisen werden als akzeptables oder zumindest prinzipiell mögliches Verhalten bewertet.

Das Erzeugen von Schuldgefühlen ist dann ein Nebenprodukt, was zum einen aus der Erwartung resultiert, dass Eltern zunächst einmal in Vorleistung gehen (müssen), bevor sie im Gegenzug dafür etwas zurückerhalten – und zum anderen aus der (unreflektierten) Übernahme ebendieser Verhaltensweisen.

Das Tabu: Kinder schulden ihren Eltern nichts

An dieser Stelle gilt es das Tabu einer Eltern-Kind-Beziehung schlechthin anzusprechen:

      • Kinder schulden ihren Eltern nichts.
      • Sie schulden Ihren Eltern nichts.
      • Ihre Kinder schulden Ihnen nichts.

Eine Eltern-Kind-Beziehung kann reziprok – wechselseitig – sein, aber sie ist es nicht per se. Und diese Reziprozität kann auch nicht eingefordert werden, weder mit Schuldgefühlen noch mit psychischer (oder physischer) Gewalt.

Elternschaft – eine einseitige Verantwortung

Wer sich dazu entscheidet, ein Kind in die Welt zu setzen, muss sich dessen bewusst sein: Das Kind zu bekommen ist eine egoistische – auf das eigene Ego bezogene – Handlung, die eine einseitige Verantwortung nach sich zieht – die Eltern tragen ihren Kindern gegenüber eine Verantwortung, nicht aber umgekehrt.

Keinem Kind stand die Wahl offen, ob es zum einen überhaupt geboren werden wollte und zum anderen in ausgerechnet diese Familie hinein. Diese Entscheidung trafen einzig und allein die Eltern – für sich. Im Nachhinein Dankbarkeit dafür zu erwarten, weil man voraussetzt, dass ein Kind doch schließlich lieber existieren als nicht existieren würde, ist eine Rechtfertigung für den eigenen Egoismus, jedoch kein Argument dafür, dass Kinder mit dem Beginn ihrer Existenz ihren Eltern etwas schulden.

Welche Hoffnungen und Wünsche Eltern daher an ihr Kind auch herantragen mögen, welchen Lebensweg sie für ihr Kind auch vorsehen – mehr als ein Wunsch und/oder Vorschlag kann es nicht sein.

Schuldgefühle in der Gegenwart

Schuldgefühle können auch in der Gegenwart noch sehr präsent sein und in verschiedenen Situationen ausgelöst werden. Das Erleben von Schuld(gefühlen) kann auftreten, wenn Sie Ihren Mitmenschen gegenüber Grenzen setzen wollen, aber deren Reaktion (beispielsweise Unverständnis, Entzug von Zuwendung, Wut und/oder Ablehnung) fürchten.

Es kann auch vorkommen, dass Sie sich schuldig fühlen, wenn Sie Ihre eigenen Bedürfnisse wahrnehmen (und befriedigen möchten). Schuldgefühle können in Konfliktsituationen generell auftreten, in denen Sie nur allzu schnell bereit sind, die Schuld auf sich zu nehmen, Ihr Gegenüber zu beschwichtigen und die Harmonie wiederherzustellen, auf Kosten Ihrer eigenen psychischen und physischen Gesundheit.

Von Schuldgefühle Geplagte finden sich als Reaktion darauf oft in zwei Extremen wieder:

Die „Helfer:innen-Rolle“, die vorauseilend um die Befriedigung der Bedürfnisse ihrer Mitmenschen bemüht ist, noch bevor diese sie selbst überhaupt wahrnehmen und/oder äußern. Das Ziel ist hierbei, das Aufkommen von Schuldgefühlen, Disharmonie, Ablehnung oder Streit gänzlich zu vermeiden.

Die Rolle des/der „Widerständler:in“, in der jegliche Verantwortung abgelehnt und/oder andere potenzielle Schuldige gesucht werden, während eigene Anteile ausgeblendet sind. Das Credo könnte lauten: Ich schulde niemandem etwas und niemand schuldet mir etwas.

Wozu sollten wir dann überhaupt noch Kinder bekommen, wenn einem nicht einmal der Dank dafür gewiss ist?

Kinder sind uns anvertraut worden, damit wir sie bei ihrer Entwicklung unterstützen, fördern und begleiten. Jedes einzelne Kind ist ein Individuum, auch wenn es durch uns in die Welt kommt. Daraus lässt sich aber keineswegs der Anspruch ableiten, sie wären uns irgendetwas schuldig. Ihre Dankbarkeit und Zuwendung sind ein Geschenk, keine zu erbringende Schuld.

Wie Johann Wolfgang von Goethe es ausgedrückt haben soll:

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“

beziehungsweise

„Wenn Kinder klein sind,
gib ihnen Wurzeln,
wenn sie groß sind,
verleih ihnen Flügel.“

Schuldgefühle auflösen: Ein begleiteter Prozess

Wenn Sie noch heute unter wiederkehrenden Schuldgefühlen leiden, ist es an der Zeit, diese kritisch zu hinterfragen – am besten mit jemandem an Ihrer Seite, der oder die Sie bei diesem Prozess des Auflösens unterstützt.

Meine Frage an Sie: In welchen Situationen tendieren Sie dazu, sich schuldig zu fühlen? Würden andere sich an Ihrer Stelle ebenfalls schuldig fühlen?

 

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© 2023 Romy Fischer

Vergleiche und Widersprüche in der Erziehung

Photo by Denys Nevozhai on Unsplash
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Vergleiche finden überall statt

Wann immer Menschen miteinander interagieren, stellen sie früher oder später Vergleiche an. Zuweilen eher subtil und nonverbal, aber häufig auch sehr explizit, wenn man etwa Konkurrenzsituationen wie Wettbewerbe, Turniere, Meisterschaften oder Hierarchien im Allgemeinen betrachtet. Es gibt Gewinner:innen, die auf dem oberen Treppchen stehen – und es gibt stets auch Verlierer:innen, die (nur noch) den Trostpreis erhalten.

Vergleiche im Kleinkindalter

Bereits Kleinkinder vergleichen sich miteinander. Wer ist größer, wer stärker oder schneller, wer kann weiter springen oder schneller rennen? Wer ist der oder die Beste bei einer bestimmten Aktivität?

Niemand sehnt sich danach, auf dem letzten Platz zu landen. Wer einmal in seinem Leben Letzte:r war, dem- oder derjenigen ist dieses unangenehme Gefühl nur allzu vertraut. Eine Wiederholung dieser Erfahrung ist keinesfalls wünschenswert.

Das Kind im Fokus

Auch und gerade die Familie ist ein Ort der Vergleiche, insbesondere dann, wenn Geschwister ins Spiel kommen.

Im heutigen Beitrag beschränke ich mich auf die Ein-Kind-Familie, bei dem der elterliche Blick sich konzentriert auf ein einziges Kind richtet. Je nachdem, welche Wünsche die Eltern an ihr Kind herantragen und welche Hoffnungen sie in das Kind setzen, werden sie es zwangsläufig mit den Kindern ihrer Freunde, Nachbarn und/oder Kollegen vergleichen.

Paradoxe Vergleiche

Dabei laufen diese Vergleiche oft paradox und ambivalent zugleich ab: Nach außen hin und gegenüber anderen wird das eigene Kind oft als besser, stärker, klüger, höflicher und/oder hilfsbereiter beschrieben und dargestellt, als es tatsächlich ist – oft auch in Gegenwart des Kindes.

Zuhause wird dem Kind jedoch häufig das genaue Gegenteil kommuniziert: Warum es nicht so brav sei wie M., so fleißig wie L., so höflich wie F. und/oder so klug wie Z; kurzum, nicht so, wie das Kind eben ist.

Wohlwollende Vergleiche bleiben in (über)kritischen und/oder -ambitionierten Elternhäusern oftmals aus, weil der Fokus auf den Mängeln, Makeln und Schwächen des Kindes liegt, die es auszumerzen gilt – zum vermeintlich Besten des Kindes.

Was ist mit dem Kind?

Was geschieht nun mit dem Kind, das diese widersprüchlichen verbalen und nonverbalen Äußerungen aufnimmt – es also auf der einen Seite von den Eltern über den grünen Klee gelobt wird, während es wenige Zeit später dem kritischen (und negativ ausfallenden) Vergleich mit anderen ausgesetzt wird?

Es kann sich im Grunde genommen nur „falsch“ verhalten, denn es ist nicht in der Lage, die Widersprüchlichkeit der beiden Äußerungen aufzulösen. Insbesondere dann nicht, wenn sie sich diametral entgegenstehen.

Der beste Vergleich: Der Vergleich mit sich selbst zu einem früheren Zeitpunkt

Wenn Sie als Elternteil Ihrem Kind eine Rückmeldung über seine Leistung geben möchten, beschränken Sie sich auf folgenden Vergleich:

Vergleichen Sie die jetzige Leistung Ihres Kindes mit seiner Leistung zu einem früheren Zeitpunkt. Was hat es seitdem gelernt, worin hat es sich gesteigert? Was klappt besser als früher? Wo benötigt es noch Unterstützung? Wie könnte diese Unterstützung aussehen? Beziehen Sie Ihr Kind in diese Überlegungen (altersgerecht) ein.

Wenn Sie selbst betroffen waren und unter den widersprüchlichen Botschaften Ihrer Bezugspersonen gelitten haben, fügen Sie ein kleines, aber sehr machtvolles Wort in Ihren Gedankengang ein: Das Wort „und“.

        • „Ich kann klug sein UND ich kann nicht alles wissen.“
        • „Ich kann stark sein UND ich kann auch schwach sein.“
        • „Ich habe Angst UND ich kann es trotzdem angehen.“

Und vergessen Sie eines nicht: So, wie Sie sind, sind Sie völlig einzigartig. Ein Unikat. Damit bleibt Ihnen im Grunde genommen nur noch ein Vergleich:

Der Vergleich mit einer früheren Version Ihrer selbst.

Meine Frage an Sie: Welche widersprüchlichen Botschaften richteten Ihre Eltern an Sie? Wie sind Sie damit umgegangen?

 

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© 2023 Romy Fischer

Die passende Beratung finden: Worauf Sie achten sollten

Photo by Kelly Sikkema on Unsplash
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Die passende Beratung finden: Worauf Sie achten sollten

Eine passende Beratung zu finden ist wie die Suche nach dem bzw. der richtigen Partner:in.

Ja, salopp ausgedrückt trifft das den Nagel so ziemlich auf den Kopf. Doch was genau haben die Partnersuche und die Suche nach dem oder der richtigen Berater:in gemeinsam? In beiden Fällen geht es darum jemanden zu finden, der oder die zu einem passt.

Wie können wir uns dieser Passung annähern? Erinnern Sie sich daran, was Sie an Ihrer jetzigen (oder auch einer vergangenen) Partnerschaft schätzen bzw. schätzten. Welche Eigenschaften und Verhaltensweisen trugen zu einer guten Partnerschaft bei?

Waren es möglicherweise …

    • … gegenseitiges Vertrauen?
    • … überwiegendes Verständnis?
    • … gegenseitige Sympathie?
    • … Verlässlichkeit?
    • … Loyalität?
    • … ein ähnlicher Humor?
    • … Hilfe und Unterstützung, auch und gerade, wenn es schwierig wurde?
    • … das Gefühl, als Mensch wahrgenommen und angenommen zu sein?

Natürlich ist diese Liste unvollständig, denn sie soll vor allem eines veranschaulichen: Der Faktor Mensch ist entscheidend.

Im realen Kontakt stehen uns alle Sinne zur Verfügung, um in Sekundenbruchteilen einzuschätzen, ob wir jemanden (spontan) mögen oder nicht. Einige davon entfallen jedoch in der virtuellen Interaktion. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass es dadurch unmöglich wird, den oder die passende Berater:in zu finden, ganz im Gegenteil. Denn auch im virtuellen Kontakt steht uns etwas sehr Wichtiges zur Verfügung, auf das Sie hören sollten: Ihr Bauchgefühl, das Ihnen dabei hilft, die passende Beratung zu finden.

Überlegen Sie einmal …

    • Fühlen Sie sich im Kontakt mit dem/der Berater:in grundsätzlich wohl?
    • Fühlen Sie sich gehört und gesehen?
    • Fühlen Sie sich (grundsätzlich) verstanden?
    • Fühlen Sie sich ernst genommen?

Wenn Sie sich diese Fragen stellen und dabei in sich hineinhorchen und hineinspüren, dann spüren Sie in der Regel sehr deutlich, ob Sie an die für Sie passende Person geraten sind, die Sie und Ihr Anliegen im Fokus hat und Ihnen die Unterstützung zukommen lässt, die Sie benötigen. Und das nicht in Form einer Abhängigkeitsbeziehung, sondern als Hilfe zur Selbsthilfe in einer für Sie individuell passenden Beratung

Meine Frage an Sie: Welche Werte sind Ihnen wichtig? Worauf können Sie keinesfalls verzichten?

 

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© 2023 Romy Fischer